Dr. Matthias Modes: „Wichtig ist, dass psychische Belastungen nicht stigmatisiert werden!“

Nov. 24, 2025 | Allgemein, Hauptnews

Über Männergesundheit, Vorsorge und mentale Stärke im Sport

Im Rahmen des Movember engagieren sich die Eispiraten Crimmitschau auch in diesem Jahr für das Bewusstsein rund um Männergesundheit, Vorsorge und mentale Stärke. Um diese Themen aus medizinischer Sicht zu beleuchten, haben wir mit unserem Teamarzt Dr. Matthias Modes gesprochen. Im Interview erklärt er, warum Gesundheit immer ganzheitlich betrachtet werden sollte, weshalb Männer häufig zurückhaltend sind, wenn es um Vorsorge oder psychische Belastungen geht, und welche Rolle Sport sowie ein gutes Teamumfeld dabei spielen. Außerdem zeigt er auf, wie Vereine Verantwortung übernehmen können – und warum die Teilnahme am Movember ein wichtiges Signal für Spieler, Fans und die gesamte Gemeinschaft ist.

Matthias, der Movember dreht sich um Männergesundheit. Warum ist dieses Thema aus deiner Sicht so wichtig?

Gesundheit ist ein umfassendes Zusammenspiel aus körperlichem, geistigem und sozialem Wohlbefinden. Erst wenn alle drei Bereiche im Gleichgewicht sind, fühlt sich ein Mensch wirklich gesund und leistungsfähig. Deshalb ist es wichtig, den Begriff Gesundheit ganzheitlich zu betrachten und nicht nur auf einzelne Bereiche zu reduzieren. Auch wenn wir im Movember den Fokus auf Männer legen, geht es letztlich darum, das Bewusstsein für Gesundheit insgesamt zu stärken.

Siehst du, dass viele Männer — ob Sportler oder Fans — zu selten zur Vorsorge gehen? Warum tun sich Männer oft schwerer damit, über Gesundheit oder Sorgen zu sprechen?

Ja, das sehe ich häufig. Die Ursachen liegen oft in traditionellen Rollenbildern. Schon Jungen hören, sie müssten stark sein, nicht weinen und tapfer bleiben. Dieses Denken begleitet viele Männer bis ins Erwachsenenalter. Sie empfinden sich als gesund, solange sie keine akuten körperlichen Beschwerden haben, und schieben Vorsorge dadurch eher auf. Hinzu kommt, dass Arztbesuche oder bestimmte Untersuchungen als unangenehm empfunden werden. All das führt dazu, dass Männer Vorsorgeuntersuchungen deutlich seltener wahrnehmen.

Was sind die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen, die Männer ab einem bestimmten Alter wahrnehmen sollten?

Ab dem 35. Lebensjahr ist der Gesundheits-Check-up sinnvoll, bei dem Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhter Blutzucker oder Störungen des Fettstoffwechsels frühzeitig erkannt werden. So lassen sich Herzinfarkte oder Schlaganfälle vorbeugen. Ebenfalls ab 35 Jahren wird das Hautkrebs-Screening empfohlen, da durch Sonnenexposition und Urlaubsverhalten das Hautkrebsrisiko deutlich gestiegen ist. Ab dem 45. Lebensjahr sollten Männer außerdem regelmäßig zur Prostata-Vorsorge zum Urologen gehen, um Erkrankungen möglichst früh zu erkennen.

Wie beeinflusst Sport das Risiko für Krankheiten wie Prostatakrebs – positiv oder negativ?

Körperliche Bewegung wirkt sich generell positiv auf den Gesundheitszustand aus. Sie reduziert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hilft beim Erhalt eines gesunden Körpergewichts, verlangsamt den Alterungsprozess und verbessert das psychische Wohlbefinden. Gerade bei Kindern und Jugendlichen wäre es wichtig, früh anzusetzen, denn wir sehen immer häufiger adipöse, also übergewichtige Kinder, die sich kaum noch bewegen, sondern mit einem Eis oder dem Handy in der Ecke sitzen. Ungünstig ist, dass der Sportunterricht in Schulen oft das erste Fach ist, das gestrichen wird – obwohl Bewegung nachweislich die geistige Leistungsfähigkeit steigert. Vereine können daher viel dazu beitragen, Kindern wieder Freude an Bewegung zu vermitteln.

Im Eishockey geht’s oft um Härte und Durchhaltevermögen. Wie wichtig ist es, dass Spieler (und Männer generell) auch auf ihre mentale Gesundheit achten?

Mentale Stärke ist im Teamsport unverzichtbar. Sie gibt Sicherheit, steigert die Spielfreude und fördert das Leistungsvermögen. Gleichzeitig sinkt auch das Verletzungsrisiko, wenn ein Spieler mental stabil ist. Ein fairer Umgang miteinander, offene Gespräche und eine gute Stimmung in der Kabine tragen entscheidend dazu bei, dass sich Spieler psychisch wohlfühlen.

Wie können Sportteams oder Vereine helfen, das Thema psychische Gesundheit offener anzusprechen?

Vereine haben als Institutionen eine große Verantwortung. Sie können das Thema aktiv in die Öffentlichkeit tragen und deutlich machen, dass mentale Gesundheit genauso wichtig ist wie körperliche. Angebote zur Stressbewältigung, zur Resilienzstärkung oder zur Burnout-Vorbeugung helfen, Hemmschwellen abzubauen. Besonders wichtig ist, dass psychische Belastungen nicht stigmatisiert werden, sondern als normaler Bestandteil des Lebens anerkannt werden.

8) Was hältst du davon, dass die Eispiraten beim Movember mitmachen?

Ich halte das für sehr wichtig und absolut positiv. Allein die Teilnahme zeigt, dass der Club sich engagiert und Verantwortung übernimmt. Durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema können Strategien entwickelt werden, die sowohl die mentale als auch die körperliche Gesundheit fördern. Das Erkennen individueller Stärken, gegenseitige Aufmerksamkeit, eine gute Integration im Team und Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Körper – all das sind Bausteine, die die Eispiraten bereits gut umsetzen und die langfristig helfen, Gesundheit im Sport zu stärken.

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